Lessico


Johann Jacob Hofmann
Lexicon Universale

Hofmann, Johann Jacob (1635-1706): Lexicon Universale, Historiam Sacram Et Profanam Omnis aevi, omniumque Gentium; Chronologiam Ad Haec Usque Tempora; Geographiam Et Veteris Et Novi Orbis; Principum Per Omnes Terras Familiarum [...] Genealogiam; Tum Mythologiam, Ritus, Caerimonias, Omnemque Veterum Antiquitatem [...]; Virorum [...] Celebrium Enarrationem [...]; Praeterea Animalium, Plantarum, Metallorum, Lapidum, Gemmarum, Nomina, Naturas, Vires Explanans. - Editio Absolutissima [...] Auctior [...]. - Leiden: Jacob. Hackius, Cornel. Boutesteyn, Petr. Vander Aa, & Jord. Luchtmans, 1698. 2° - T. 1: Literas A, B, C, continens. [6] Bl., 1072 S.; Kupfertit. - T. 2: Literas D, E, F, G, H, I, K, L, continens. [1] Bl., 900 S. - T. 3: Literas M, N, O, P, Q, continens. [1] Bl., 994 S. - T. 4: Literas R, S, T, V, X, Y, Z, continens. [1] Bl., CXXVI, 743, 116 S.- Satzspiegel 32,1 x 17,3 cm - Signatur: XN 9739

J. J. Hofmanns 'Lexicon universale' stellt den Höhe- und Endpunkt der Entwicklungslinie historisch-antiquarischer Lexika des europäischen Humanismus dar. Es ist, soweit uns bekannt, bisher nicht reproduziert worden. Daß es wenig beachtet wurde, erklärt sich aus seinem Erscheinen in einer Zeit, in der die Gelehrsamkeit im nationalsprachlichen Gewand die lateinischen Schriften zu verdrängen begann. In dichter Folge erschienen damals die Nachschlagewerke zu Geschichte, Biographie, Genealogie und Geographie von Louis Moréry (Grand dictionnaire historique, 1674 u.ö.), Pierre Bayle (Dictionnaire historique et critique, 1697 u.ö.; deutsche Bearbeitung von Gottsched, 1741-1744), Jakob Christoph Iselin (Neuvermehrtes historisch- und geographisches allgemeines Lexicon, Basel 1726-1727) und schließlich - bei dem Leipziger Verleger Zedler - das 'Große vollständige Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste' (1731-1754, 68 Bde.), das im Titel an Hofmanns 'Lexicon universale' anknüpft.

Dieses erschien zuerst 1677 in Genf (gedruckt in Basel) in zwei starken Foliobänden unter dem Titel 'Lexicon Universale Historico-Geographico-Chronologico-Poetico-Philologicum : Continens Historiam Omnis Aevi, Geographiam omnium Locorum, Genealogiam principum Familiarum, addita ubique Chronologia tum veteri tum recentiore, Mythologiam insuper omnium Fabularum, Discussionem Philologicam illustrium circa haec occurrentium Difficultatum ...'. Die Inhaltsbeschreibung läßt das humanistische Interessenspektrum des Autors erkennen. Das Supplement von 1683 (Genf und Basel, 3 Teile in 2 Foliobänden) erweitert die thematische Reichweite um die Naturgeschichte (Zoologie, Botanik, Mineralogie, Kosmologie) und das Alltagsleben mit seinen Tätigkeiten, Sitten und Gebräuchen: 'Lexici Universalis Historico-Geographico-Chronologico-Poetico-Philologici Continuatio : Praeter Addenda comprehendens Historiam Animalium, Plantarum, Lapidum, Metallorum, Elementorum, Rerum Astricarum, praecipue Hominis Negotiorumque eius, in omni Aetate, Sexu, Conditione, Aevo, Recentiori, medio, veteri, ex omnium Gentium, inprimis Hebraeae, Graecae, Romanae, Monumentis sacris, civilibus, erutam.'

Während der fleißige Autor an einer neuen Auflage arbeitete, die wiederum bei dem Verleger Widerhold erscheinen sollte, erreichte ihn aus Leiden ein Angebot, das ihm gelehrte Zuarbeit und gute verlegerische Betreuung versprach. Hofmann nahm an. Von 1693 datiert das Privileg, das neben dem Buchhändler Johannes du Vivié vier renommierte Drucker der Universitätsstadt Leiden nennt. Die Bearbeitung nahm offenbar viel Zeit in Anspruch. Erst 1698 erschien das hervorragend gedruckte Werk in vier Foliobänden von jeweils rund 1000 Seiten.

Hofmanns Arbeitsverfahren ist mangels einer eingehenden Untersuchung bislang nur im Umriß erkennbar. Was einst von Zedlers Universallexikon gesagt wurde: 'Est index generalis omnium fere librorum' (J. M. Gesner: Primae lineae isagoges in eruditionem universalem. ²1784, No. 634), kennzeichnet auch Hofmanns 'Lexicon universale'. Aus einer großen Auswahl gelehrter Grundwerke und Kompilationen sind die wesentlichen Informationen exzerpiert und unter engen Stichwörtern - Namen, Fachtermini, Bezeichnungen der Gemeinsprache - zusammengeführt. Hofmann nennt seine Quellen, vermerkt ggf. ihre Diskrepanz und nimmt, wo möglich, kritisch dazu Stellung. Er formuliert zwar in enger Anlehnung an die jeweilige Vorlage, ist aber mit Erfolg bemüht, durchweg ein humanistisch geprägtes, korrektes und gefälliges Latein zu schreiben.

Dank der Breite und Güte seiner Quellenbasis, der kritischen Präzision seiner Auswertung, der Fülle der Zitate und der klaren, ansprechenden Präsentation übertrifft Hofmann (mit seinen holländischen Redaktoren) die Leistungen seiner Vorgänger bei weitem. Das zeigt z.B. ein Vergleich mit dem von der Mitte des 16. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts mehrfach bearbeiteten, weit verbreiteten Lexikon von Charles Estienne, Nicolas Lloyd u.a.: Dictionarium historicum, geographicum, poeticum: gentium, hominum, deorum gentilium, regionum, insularum, locorum ... nomina quo decet ordine, complectens & illustrans. Genf, 1693; 6 Bl., 1059 S. 4°. Daß der kritische Zeitgenosse Pierre Bayle (Projet et fragmens d'un dictionaire critique. Rotterdam, 1692) Ungenauigkeiten, die er in Hofmanns Riesenwerk fand, aufspießte, kann die große Leistung des Schweizer Gelehrten nicht verdunkeln. Die Herausgeber des Moréry (Basel 1731) erkannten sie an: 'Il est étonnant qu'un seul homme seul ait pu, dans un si court espace de temps, ramasser un recueil si étendu & si diversifié.' Der Leser von heute wird vor allem die verkürzten Quellenangaben bemängeln; eine bibliographische Liste von Hofmanns Quellen wollen wir, sobald uns der maschinenlesbare Volltext vorliegt, nachliefern. Während Druckfehler erfreulich selten sind, sollte der Leser vor gelegentlichen sachlichen Versehen auf der Hut sein. So wird in dem - ansonsten informativen - Artikel 'Melissus, Paulus Schedius' das Geburtsjahr (1539) des berühmten neulateinischen Dichters als sein Todesjahr ausgegeben.

Johann Jacob Hofmann wurde 1635 in Basel geboren und soll seine Heimatstadt nie verlassen haben. Von seinem Vater, einem Lehrer, zu frühreifer Gelehrsamkeit erzogen, schloß er sein theologisches Studium schon im Alter von 20 Jahren ab. Aus gesundheitlichen Gründen trat er kein Pfarramt an, sondern erteilte Privatunterricht, bis er 1667 zum Professor des Griechischen an der Universität ernannt wurde. Von 1684 bis zu seinem Tod im Jahre 1706 lehrte er ebendort die Historie. Außer dem 'Lexicon universale' und einigen Hochschulschriften verfaßte er: Poematum Libri III, Seu Proteus Horatianus, Clio Raurica, Et Salomon Emmetros. Basel, 1684. - Epitome metrica historiae universalis civilis & sacrae: ab orbe condito usque ad annum praesentem 1686. Basel, 1686. - Historia Paparum Seu Episcoporum Ecclesiae Romanae: A Primis eius incunabulis usque ad nostram aetatem Brevi Metro comprehensa. Basel, 1687, 2 Bde.

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